Palazzo Sanuti, der von Nicolò Sanuti errichtet wurde, ein reicher und adliger Ritter,
der eine Hauptrolle im politischen Leben der Stadt Bologna in der Mitte des XV. Jahrhunderts
spielte, kann durchaus als ein Meilenstein in der Geschichte des Feminismus bezeichnet
werden. Zum ersten Grafen von Porretta im Jahre 1447 ernannt (über dem Eingangstor
ist noch das Wappen zu sehen), war Sanuti mit Nicolosa Castellani vermählt, eine Adlige,
berühmt wegen ihrer Rede in lateinischer Sprache gegen den damaligen Kadinal von Bologna
Bessarione, der einen Erlass herausgab, der den Frauen verbat auffällige Kleidung
und Schmuck zu tragen. Die Ribellion von Nicolosa wurde als ein Akt großen Mutes angesehen
und gilt als ein anfängliches, wenn auch mäßiges Zeichen, der femministischen Bewegung.
Das Gebäude, das vom Adligen Sanuti als Sommerresidenz bewohnt wurde, liegt im Zentrum
des Dorfes von Fontana und an dessen Außenmauer sind noch Zeichen eines freskierten
Fries mit dem Bild von Nicolò und seiner berühmten Frau zu sehen. An einer Ecke des
Gebäudes befindet sich eine zweibogige Nische, in der eine Statue der Madonna mit
Kind aufbewahrt ist, die der Werkstatt des Meisters Jacopo della Quercia zugeschrieben
wird. Der Name des Dorfes – Fontana – ist dem prächtigen Brunnen zu verdanken, der
im Hof der Villa steht, aus dem reines, klares Quellwasser geschöpft wurde und der
immer noch funktionsfähig ist. Jedes Jahr wird im Juli, in der Nähe des Palastes,
das einzigartige Mittelalterfest von Nicolosa gefeiert, zu Ehren der Gräfin, die hier
gewohnt hatte.